Selbstverständnis

Wir sind der Arbeitskreis kritische Jurist*innen an der Universität Leipzig – eine alternative Gruppe aus Personen im juristischen Ausbildungsbereich. Als KJL halten wir das Jurastudium für unzureichend, rückständig und autoritär. Deswegen haben wir uns vorgenommen, selbst einen Raum für die linke kritische Auseinandersetzung mit unserem Rechtssystem und dessen Einfluss auf unser gesellschaftliches Zusammenleben zu schaffen. Hier hinterfragen wir hierarchische, elitäre Strukturen und Vorurteile in den Rechtswissenschaften. Wir treten ein für eine antifaschistische, intersektionale, queer feministische und emanzipatorische Gesellschaft und wenden uns gegen jede Form von Diskriminierung.

Eine kritische Perspektive auf das Recht

Recht wird häufig lediglich als das unkritische Festhalten an den vor Jahren etablierten Rechtsstrukturen verstanden. Entgegen dieser Auffassung begreifen wir Recht als ein soziales Konstrukt. Da die bestehende Rechtsordnung immer die Interessen der herrschenden Klasse widerspiegelt, ist es notwendig, sich ebenfalls mit dieser auseinanderzusetzen. Recht schwebt weder als neutrale Instanz über uns, noch steht an dessen Ende eine objektive Gerechtigkeit. Werden im und mit dem Recht keine kritischen Auseinandersetzungen durchgeführt, kann Recht sogar Rückschritte bewirken: die bestehende Gesellschaftsordnung wird reproduziert und Unterdrückungsmechanismen so verfestigt. Jedoch kann Recht auch verwendet werden, um emanzipatorische Errungenschaften durchzusetzen und innerhalb der herrschenden Ordnung eine Verbesserung der Lebensumstände von Menschen zu verwirklichen. Hinsichtlich des Aktivismus stehen wir also vor dem Dilemma, ob dafür gekämpft werden sollte, das Recht als Herrschaftsinstrument samt ihren diskriminierenden Strukturen und Institutionen abzuschaffen der ob mensch es als Mittel der Emanzipation durch Reform nutzen möchte.

Was bedeutet das für unsere Arbeit?

Während wir die emanzipatorischen Bestandteile des Rechts erkämpfen und verteidigen, soll sich unsere Kritik nicht in der Reproduktion rechtsstaatlicher Grundsätze erschöpft. Wir wenden uns gegen die entpolitisierte Wahrnehmung und den vermeintlich unpolitischen Gebrauch des Rechts. Nur, wenn wir bestehende Machtverhältnisse und Mechanismen im Recht erkennen, können wir sie hinterfragen und kritisieren. Wir treffen uns wöchentlich, um aktuelle Geschehnisse zu besprechen oder Veranstaltungen zu planen. Durch selbsterarbeitete Inputs[1] versuchen wir darüber hinaus uns umfassender mit dem Recht auseinanderzusetzen als im klassischen Studium vorgesehen. Zusätzlich kommen wir in themenbezogenen Kleingruppen zusammen, um konkretere Aktionen zu planen. Alle relevanten Entscheidungen werden von uns gemeinsam durch unmittelbare Beteiligung (basisdemokratisch) getroffen. Unser Ziel ist es, Aufklärungsarbeit zu machen die Anreize schafft, selbst die Initiative zu ergreifen. So wollen wir zu einem gesamtgesellschaftlichen Wandel beitragen. Ganz nach dem Motto: Strukturen verstehen, um sie zu verändern und aufzubrechen!

Nachhaltiger Aktivismus

Wir sind offen für alle interessierten Menschen, die sich mit solchen rechtspolitischen Fragen auseinandersetzen wollen. Dabei ist uns ein sensibler und respektvoller Umgang miteinander besonders wichtig. Wir möchten ein Ort sein, an dem mensch sich wohlfühlt und in den Austausch treten kann. Deswegen wollen wir es vermeiden, aufeinander Druck aufzubauen. Vielmehr sollte ein Weg gefunden werden, sich in der politischen Arbeit persönlich weiterentwickeln zu können, während ein langfristiger, tiefgreifender Wandel mitgestaltet wird. Wir wünschen uns eine diverse Gruppenzusammensetzung, durch deren vielfältige Perspektiven jede*r Einzelne ihren*seinen Horizont erweitern kann. Gemeinsam wollen wir jene Bereiche repräsentieren, die im Alltag und im Studium unterdrückt werden.

Öffentlich wirksames Arbeiten

Während wir durch interne Debatten unser eigenes Wissen erweitern wollen, ist es uns auch wichtig, kritische Perspektiven auf das Recht öffentlich zugänglich zu machen. Dafür nehmen wir gemeinsam an Demonstrationen teil, kooperieren mit anderen aktivistischen Gruppen und organisieren politische Veranstaltungen. Darüber hinaus haben wir uns dafür entschieden, verschiedenste Gerichtsprozesse aufgrund ihrer politischen Relevanz zu begleiten, kritisch zu hinterfragen und anschließend in Berichten festzuhalten. Über Social-Media veröffentlichen wir unter anderem unsere Arbeit, damit unsere Kritik auch eine größere Anzahl an Menschen erreichen kann. Wir sind davon überzeugt, dass wir durch die Zusammenarbeit mit anderen Menschen voneinander lernen können und so gemeinsam zu einem Wandel im und durch das Recht beitragen können.

 

Lasst uns gemeinsam die Machtstütze des Staates kritisch, inklusiv und intersektional hinterfragen! Ihr seid interessiert? – Dann kommt gerne zu einem unserer offenen Plena.

Eure KJL


[1] Inputs sind kleinere Vorträge, in denen es um ein bestimmtes Thema geht. Sie dienen dann als Diskussionsgrundlage für die Gruppe